Experteninterview mit Frau Dr. Schaefer zum Fersensporn
In diesem Interview spreche ich mit Dr. Teresa Schaefer, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie, über den Fersensporn. Wie viele andere Menschen auch, leide ich unter dem stechenden Schmerz in meiner Ferse. Bei Frau Dr. Schaefer möchte ich mehr über die Krankheit und vor allem über Therapieformen zur Linderung meiner Schmerzen erfahren.
– Nina Brucher (Patientin)
Frau Dr. Schaefer, können Sie zu Anfang in einfachen Worten erklären, was ein Fersensporn ist und wie er entsteht?
Ja, gern. Initial handelt es sich um eine akute lokale Entzündung der Sehnenplatte (Plantarfaszie) unter dem Fuß. Wenn Sie Ihren Fuß wiederkehrend belasten, kann sich reaktiv ein Knochenvorsprung entwickeln. Das ist der sogenannte Fersensporn. Meist entsteht der Sporn durch eine Reizung am Knochen, die durch Zug oder Druck verursacht wurde. Häufig spüren Sie gleichzeitige Fußschmerzen, die durch eine Entzündung des Fußgewölbes hervorgerufen werden.
An welchen Symptomen erkenne ich, dass es sich um einen Fersensporn handelt?
Der Fersensporn ist oft asymptomatisch, das heißt Sie spüren zunächst einmal nichts. Meist wird er während einer Röntgenaufnahme Ihres Fußes als Zufallsbefund mitdetektiert.
Der symptomatische Fersensporn hingegen verursacht häufig einen bewegungsabhängigen stechenden Schmerz. Meist verspüren Sie ihn morgens beim Aufstehen oder wenn Sie nach längerem Sitzen wieder loslaufen, oft unterhalb des Fersenbeins. Betroffene berichten von verstärkten Belastungsschmerzen, beispielsweise beim Spaziergehen oder beim Joggen. Im weiteren Krankheitsverlauf und bei einer starken Entzündung sprechen Patienten von einem Pochen, selbst im Liegen. Längere Standphasen werden ebenso quälend. Bei der gezielten Untersuchung lässt sich ein Druckschmerz am Ansatz der Plantarfaszie auflösen.
Gibt es bestimmte Risikofaktoren, die die Entstehung begünstigen? Sind bestimmte Personengruppen anfälliger für Fersensporn als andere?
Ja. Es gibt Risikofaktoren beziehungsweise Risikogruppen, bei denen ein Fersensporn eher auftreten kann. So kann die Krankheit bei Menschen mit Knick-, Senk- oder Senkspreizfüßen eher auftreten, denn hier liegen Fußdeformitäten mit einer Abflachung des Längsgewölbes vor. Auch eine vorbestehende Insertionstendinopathie des Unterschenkels und Fußes kann ein Risikofaktor sein. Das ist eine entzündliche bzw. degenerative Erkrankung der Sehnenansatzstelle am Knochen, oft verursacht durch Überlastung oder wiederholte Beanspruchung. Meist gehen Schmerzen oder Schwellungen damit einher. Unter Fersensporn leiden aber auch vermehrt Menschen mit starkem Übergewicht oder jene, die überwiegend im Stehen arbeiten.
Haben Sie eine bestimmte Diagnosemethode für den Fersensporn bei sich in der Privatpraxis Frankfurt Sachsenhausen?
Mit einer seitlichen Röntgenaufnahme des Fußes diagnostizieren wir einen Fersensporn am besten. In der Regel erkennen wir einen wenige Millimeter langen Knochenvorsprung am Fersenbein (Calcaneus). Wir achten außerdem auf Kalzifikationen der umliegenden Sehnen. Das sind Kalziumsalz-Ablagerungen im Gewebe, die zu Verhärtungen führen und Verletzungen oder degenerative Prozesse auslösen können. Kalzifikationen sind möglicherweise auch Ausdruck einer chronischen Insertionstendinopathie. Daher kann die schmerzhafte Symptomatik eines Fersensporns schon längere Zeit vor Ausbildung eines tatsächlichen Knochensporns auftreten.
Welche Therapieformen gibt es, wenn man unter einem Fersensporn leidet?
Wir entscheiden, ob Schuheinlagen benötigt werden. Gründe dafür können ein zu abgeflachtes Fußgewölbe bei gleichzeitig vorliegendem Knickfuß und zusätzliche Gelenkschmerzen der unteren Extremitäten sein. Wir treffen die Entscheidung nach einer Laufbandanalyse.
Wenn sich der Schmerz vor allem in der Fersenmitte lokalisiert und ein Fersensporn nachweisbar ist, kann eine Einlage mit Weichbettung schmerzlindernd wirken und weiteren Reizungen der Plantarfaszie vorbeugen.
Normalerweise sind Einlagen bei physiologischem Fußgewölbe aber nicht nötig. Oft sind die Sehnen einfach sehr schlecht durchblutet. Daher neigen Sehnen sehr schnell zum Austrocknen. Sie können sich das wie spröde Gummibänder vorstellen. Die Nährstoffversorgung der Sehnen wird überwiegend durch eine Art Pumpeffekt in der Abrollbewegung des Fußes gefördert. Will heißen: Je mehr Sie die Muskeln Ihres Fußes bewegen, desto besser wird das Sehnengewebe mit Nährstoffen versorgt. Ohne diese Aktivität kann sich das tiefliegende Sehnengewebe nicht regenerieren, Entzündungsstoffe können nicht abtransportiert werden und der Heilungsprozess wird stark verzögert. Ziel ist es also, die Durchblutung im tiefliegenden entzündeten Fersenbereich zu aktivieren, die Fußsohlensehne zu entspannen und diese nachhaltig zu dehnen.
Interessant. Und welche konservativen Behandlungsansätze verfolgen Sie in der Privatpraxis Frankfurt Sachsenhausen?
Wenn Patienten mit Fersensporn zu uns kommen, arbeiten wir mit der Stoßwellentherapie, Akupunktur und bei akuten Entzündungen mit lokalen Injektionen (Lokalanästhetika / Analgetika / Kortikoide) sowie begleitender oraler NSAR-Therapie. Protektiv setzen wir außerdem aufbauende Hyaluronsäure-Injektionen ein. Bei Patienten mit starken begleitenden Insertionstendinopathien des Unterschenkels und Fußes macht es Sinn, Physiotherapie-Stunden zu verschreiben. Damit können Sie verspannte und überlastete Muskelgruppen des Unterschenkels und des Fußes lockern und aufbauend richtig stärken. Auch eine begleitende manuelle Therapie kann durchaus sinnvoll sein.
Sie sind u.a. Expertin für Akupunktur. Macht diese Heilmethode auch bei der Behandlung von Fersensporn Sinn?
Ja, die Akupunktur kann bei der Behandlung eines Fersensporns sehr gut unterstützend eingesetzt werden und das machen wir auch in unserer Privatpraxis in Frankfurt Sachsenhausen. Sie hilft bei der Schmerzlinderung und Fuß-Durchblutung, die den Heilungsprozess positiv beeinflussen kann. Durch gezielte Nadelstiche an bestimmten Akupunkturpunkten versuche ich, muskuläre Verspannungen zu lösen und Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Auch bei chronischen Fersenschmerzen hat sich die Akupunktur als sinnvolle Ergänzung bewährt.
Gibt es eine bestimmte Art der Fußbelastung oder Stärkung der Fußmuskulatur, um einem Fersensporn – auch langfristig – vorzubeugen? Was kann ich selbst tun?
Vermeiden Sie in erster Linie Überbelastungen wie beispielsweise langes Stehen auf harten Böden, hohe Absätze oder ungeeignetes Schuhwerk ohne Dämpfung. Versuchen Sie, Ihr Gewicht gleichmäßig auf dem gesamten Fuß zu verteilen. So verhindern Sie Druckstellen. Sollten Sie doch viel stehen müssen, versuchen Sie, auf weichen stoßdämpfenden Untergründen zu laufen (z.B. Teppiche oder Matten).
Achten Sie auf die richtige Schritttechnik: Rollen Sie Ihren Fuß beim Gehen gleichmäßig ab, also von der Ferse bis zu den Zehen. Vermeiden Sie zu hartes Auftreten mit der Ferse, um Ihre Plantarfaszie nicht überzubelasten.
Falls möglich, variieren Sie die Belastung, in dem Sie abwechselnd im Tagesverlauf gehen, stehen und sitzen. Bauen Sie regelmäßig Pausen in Ihrem Alltag ein und gönnen Sie Ihren Füßen eine kleine Erholung.
Wenn Sie sich für bestimmte Übungen zur Stärkung Ihrer Fußmuskulatur interessieren, habe ich einige Tipps für Sie:
- Zehenkrallen und Fasziendehnung: Setzen Sie sich auf einen Stuhl, legen Sie ein Handtuch vor Ihre Füße und versuchen Sie, das Handtuch nur mit den Zehen zu greifen und zu sich heranzuziehen. Mit dieser Übung stärken Sie Ihre Fußmuskulatur und Ihr Fußgewölbe.
- Fußrollen: Setzen Sie sich auf einen Stuhl und rollen Sie eine Tennis- oder Faszienrolle mit der Fußsohle vor und zurück. Auf diese Weise massieren Sie Ihre Plantarfaszie und lockern verspannte Strukturen.
- Wadenheben: Stellen Sie sich mit den Füßen hüftbreit auseinander, heben Sie die Fersen langsam an, so dass Sie auf den Zehenspitzen stehen und senken sie wieder ab. Mit dieser Übung stärken Sie nicht nur Ihre Wadenmuskulatur, sondern entlasten außerdem Ihre Plantarfaszie.
- Waden- und Achillessehnen-Dehnung: Stellen Sie sich vor eine Wand, legen Sie die Hände daran und schieben Sie ein Bein nach hinten, wobei die Ferse auf dem Boden bleibt – eine wunderbare Dehnung der Wadenmuskulatur und gleichzeitige Entlastung der Plantarfaszie.
- Plantar-Faszien-Dehnung: Setzen Sie sich hin und ziehen die Zehen Ihres betroffenen Fußes nach oben in Richtung Schienbein. Halten Sie diese Position für etwa 20–30s. Diese Übung hilft Ihnen, Ihre Plantarfaszie zu dehnen und Spannungen zu lösen.
Auch die Kontrolle Ihres Gewichts mag Ihnen beim Vermeiden eines Fersensporns helfen. Versuchen Sie, sich gesund zu ernähren und ausreichend zu bewegen. Wenn Sie Ihr Gewicht im Normalbereich halten, reduzieren Sie den Druck auf Ihre Füße.
Tragen Sie am besten Schuhe, die Ihre Füße stützen und dämpfen. Wenn Sie häufig Ihre (gut passenden) Schuhe wechseln, kann Ihnen das helfen, Überbelastungen zu vermeiden. Laufen Sie außerdem ab und zu barfuß, z.B. auf Gras oder Sand. Das kann die Fußmuskulatur stärken und Ihre natürliche Fußstellung fördern.
Falls Sie bereits erste Schmerzen im Fuß verspüren, kühlen Sie Ihre schmerzende Ferse mit Eispackungen für etwa 15min. So können Sie mögliche Entzündungen reduzieren. Bei akuten Schmerzen können entzündungshemmende Medikamente, wie beispielsweise Ibuprofen helfen. Fragen Sie dazu aber bitte vorher bei uns in der Privatpraxis nach.
Okay. Haben Sie darüber hinaus Tipps für bestimmte Schuhe?
Schuhe mit einer weichen, stoßdämpfenden Sohle entlasten die Ferse. Speziell Sportschuhe oder Komfortschuhe mit Gel- oder Schaumstoffpolsterung eignen sich gut. Darüber hinaus kann eine erhöhte Fersenpartie sinnvoll sein. Schuhe mit einem leichten Absatz oder einer erhöhten Fersenpartie reduzieren den Druck auf den Fersenbereich. Schuhe mit gutem Halt im Mittelfußbereich helfen, das Fußgewölbe zu unterstützen und die Belastung der Plantarfaszie zu minimieren. Ein breiterer Vorfußbereich kann unterstützend bei der Vermeidung von Druckstellen wirken und den Fuß entspannter halten.
Wie lange dauert die Therapie eines Fersensporns, bis eine Besserung eintritt?
Die Dauer einer Fersensporn-Therapie hängt vom Krankheitsbild des Patienten ab. Die Spanne reicht von mehreren Wochen bis hin zu Monaten, bis die Beschwerden komplett und dauerhaft abgeklungen sind. Handelt es sich um eine Sehnenentzündung ohne sichtbaren Fersensporn, fühlt sich der Patient in der Regel mit 6-9 Sitzungen der extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT) und oraler nichtsteroidaler Anthirheumatikumgabe (NSAR Therapie), z.B. mittels Diclofenac, Ibuprofen oder Eteoricoxib zügig besser. Wenn sich bereits ein Fersensporn ausgebildet hat, können Injektionen den Heilungsprozess unterstützen. Außerdem macht in diesem Fall eine Laufbandanalyse Sinn. Damit behandeln wir Statik-Probleme gleich mit.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Dr. Schaefer.
Über den Autor: Dr. Teresa Schaefer
Dr. Teresa Schaefer ist Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie und seit 2024 in der Privatpraxis Remy-Ebner in Frankfurt am Main tätig. Nach ihrem Medizinstudium an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main arbeitete sie in der Hochtaunus-Klinik in Bad Homburg, im Hochwaldkrankenhaus in Bad Nauheim und in einer orthopädischen Praxis in Bad Vilbel. Dr. Schaefer promovierte 2017. Sie verfügt über die Zusatzweiterbildung Akupunktur und Zusatzweiterbildungen in Notfallmedizin, Chirotherapie und Röntgendiagnostik Skelett. Frau Dr. Schaefer verfolgt den gesamtheitlichen Ansatz der Privatpraxis in Frankfurt Sachsenhausen.