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Experteninterview mit Frau Dr. Schaefer zur manuellen Therapie bei Wirbelsäulenbeschwerden

In diesem Interview spreche ich mit Dr. Teresa Schaefer, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie, über die manuelle Therapie bei Wirbelsäulenbeschwerden. Als Patient mit Rückenbeschwerden möchte ich mehr über diese spezielle Therapieform erfahren und herausfinden, wie sie bei verschiedenen Problemen rund um die Wirbelsäule helfen kann.

Bernd König (Patient)

Frau Dr. Schaefer, können Sie in einfachen Worten erklären, was eine manuelle Therapie bei Wirbelsäulenbeschwerden ist und welches Ziel sie hat?

Eine manuelle Therapie bei Wirbelsäulenbeschwerden ist ein gesamtheitlicher Behandlungsansatz, bei dem funktionelle Störungen des Bewegungsapparats untersucht und behandelt werden. Als speziell für diese Behandlungsmethode ausgebildete Ärztin setze ich dabei bestimmte Mobilisationstechniken und Handgriffe ein. Ziel ist es, Ihre Schmerzen zu mindern und Funktionsstörungen und Bewegungsstörungen aufzulösen.

Dabei liegt der Fokus nicht auf Ihrer eigenen Aktivität, sondern meinen Therapeutentechniken und -handgriffen auf Ihre Muskeln, Bänder und Sehnen. Speziell bei Wirbelsäulenbeschwerden geht es oft um die Aufhebung von Blockaden.

Man unterscheidet zwischen Hypomobilität und Hypermobilität. Bei der Hypomobilität handelt es sich um eine verminderte Beweglichkeit der Gelenke, Bänder und Sehnen. Ziel ist es, seinen Bewegungsradius zu erhöhen. Bei der Hypermobilität hat der Patient eine zu hohe Beweglichkeit um das Gelenk. Das Ziel hier ist, eine erhöhte Stabilität der gelenkstabilisierenden Tiefenmuskulatur, vor allem der Haltemuskulatur, zu erreichen.

Das heißt, eine manuelle Therapie eignet sich für alle Patienten, unabhängig vom Alter?

Ja, ich behandle die Patienten jeder Altersgruppe, von sehr jungen Menschen bis hinauf ins hohe Alter.

Wie äußern sich die Schmerzen in den verschiedenen Bereichen der Wirbelsäule?

Das Zervikookzitales Syndrom ist auch als Halswirbelsäulen-Syndrom bekannt. Darunter fallen Kopfschmerz, Schwindel, Tinnitus und Migräne. Das mittlere Zervikalsyndrom, auch als Zervikaltortikollis bekannt, bezieht sich auf eine schmerzhafte Muskelverspannung im Bereich der Halswirbelsäule, die oft eine unnatürliche Kopfhaltung verursacht und Schulter- bzw. Armschmerzen mit sich bringen kann. Der Begriff „Tortikollis“ bedeutet wörtlich „Schiefhals“ und beschreibt eine abnormale Kopfstellung aufgrund von Muskelkrämpfen oder -verspannungen.

Das thorakovertebrale Syndrom bezieht sich auf Beschwerden und Symptome, die von der Brustwirbelsäule (Thorakalwirbelsäule) ausgehen. Oft klagen Patienten über einen lokalen Thoraxschmerz oder einen funktionellen Herzschmerz.

Das Lumbovertebralsyndrom umfasst Schmerzen, die ihre Ursachen in der Lendenwirbelsäule (LWS) haben. Das ISG-Syndrom bezieht sich auf Beschwerden, die vom Iliosakralgelenk (ISG) ausgehen. Das ISG befindet sich am Übergang zwischen Kreuzbein (Sakrum) und Darmbein (Ilium) und verbindet die Wirbelsäule mit dem Becken. Im Lendenwirbelsäulenbereich äußern sich die Beschwerden aufgrund von Bewegungsmangel meist mit tiefsitzenden Rückenschmerzen, die sich bis in die Gesäß- und Beinmuskulatur ausbreiten können. Sind die Nervenwurzeln gereizt, können Taubheitsgefühle oder ein Kribbeln in den Beinen hinzukommen.

Können Sie noch genauer darauf eingehen, wie Ihre manuelle Therapie bei Wirbelsäulenbeschwerden in der Privatpraxis abläuft?

Gern. In der Privatpraxis in Frankfurt Sachsenhausen führe ich zunächst eine ausführliche Anamnese mit meinen Patienten durch. Diese Befragung ist sehr wichtig für meine Arbeit, denn neben den aktuellen Symptomen erfahre ich damit mehr über die Krankheitsgeschichte meines Patienten (und mögliche Krankheiten in der Familie). Ich schaue nicht nur auf Ihren aktuellen Gesundheitszustand, sondern möchte Sie ganzheitlich sehen und vor allem die Ursachen für Ihre Beschwerden herausfinden. Dazu gehören in vielen Fällen auch psychologische Faktoren.

Dann wird der Patient körperlich untersucht. Dies impliziert vor allem die klassische 3-Schritt-Diagnostik, um Blockierungen schnell zu diagnostizieren:

  1. Erfassen der Irritationspunkte und Insertionszonen
  2. Segmentale Überprüfung der Mobilität
  3. Untersuchung des funktionalen Verhaltens einer segmentalen Irritation.

Erst wenn sich dadurch eine Blockierung bestätigt, manipuliert man die Wirbelsegmente. Ansonsten gibt es Mobilisations-, Atem und Erleichterungstechniken wie beispielsweise die postisometrische Relaxation oder die Muskel-Energie-Technik nach Mitchell, durch die der Patient eine entspannte Haltung einnehmen soll. Man arbeitet mit unterschiedlichen Druck- und Zugtechniken.
Insgesamt dauert eine Behandlungseinheit etwa 40min, je nach Beschwerdebild und Stärke des Muskeltonus. Begleitend zur manuellen Therapie wenden wir die Elektromyographie in der Privatpraxis in Frankfurt Sachsenhausen an.

Muss ich etwas vor der manuellen Therapie beachten?

Es gibt einige Kontraindikationen, bei denen ich die manuelle Therapie anders angehe. Dazu gehören bösartige Metastasen, starke Durchblutungsstörungen, fortgeschrittene Osteoporose oder bekannte Wirbelkörper-Brüche. Selbstverständlich fragen wir diese Beschwerdebilder ab. Die manuelle Therapie führe ich in diesen Fällen mit besonders sanften Techniken durch. Wenn ich das Risiko allerdings als zu hoch einschätze, ist eine manuelle Therapie leider nicht möglich und wir suchen gemeinsam nach Alternativen. Bei wiederholten oder zu häufig durchgeführten Manipulationen kann es bei mangelnder muskulärer Sicherung der jeweiligen Gelenkpartner und/ oder Wirbelsäulensegmente zu Instabilität kommen. Hier ist es besonders wichtig, die Ursache für die wiederkehrenden Funktionsstörungen herauszufinden und diese im Rahmen eines ganzheitlichen Behandlungskonzepts zu therapieren.

Und muss ich etwas nach der manuellen Therapiebehandlung beachten?

Es ist wichtig, dass Sie nach Ihrer Behandlungseinheit ausreichend trinken. Da die manuelle Therapie heute sehr viel sanfter, aber durch die subtile Herangehensweise auch viel effizienter ist, wird es nicht nötig sein, dass Sie strikte Ruhe danach halten. Durch die manuelle Therapie sollen körpereigene Prozesse angeregt werden. Falls Ihnen Ihr Körper das „sagt“, legen Sie ein Wärmekissen oder eine Wärmflasche unter den betreffenden Teil Ihres Rückens. Hören Sie gut auf Ihren Körper. Er verrät Ihnen, ob Sie sich lieber hinlegen oder einen kleinen Spaziergang machen sollten. Grundsätzlich gilt: Gehen Sie es langsam an.

In einigen wenigen Fällen kann die manuelle Therapie leichten Schwindel oder Übelkeit bzw. Unwohlsein auslösen. Ab und an stellt sich ein zunächst zunehmender Schmerz oder Muskelkater ein. Diese „Erstverschlimmerung“ verschwindet aber schnell wieder.

Interessant. Und gibt es zusätzlich noch etwas zu beachten?

Unbedingt. Bei chronischen Problemen dauert die durch die Manualtherapie erzielte Verbesserung meist länger. Nur, wenn Sie „mitmachen“ und Ihren Körper bewusst wahrnehmen, ändern Sie mittel- bis langfristig etwas. Sobald ich die Blockaden gelöst habe und Ihr Schmerz nachlässt, beginnen Sie mit dem aktiven Teil. Der heißt: Bewegung. Halten Sie sich an die vorgegebenen Übungen und achten Sie vor allem gut auf sich und das, was Ihnen Ihr Körper an Signalen gibt. Integrieren Sie ausgedehnte Spaziergänge in Ihren Alltag. Suchen Sie sich einen Sport, der Ihnen Spaß macht und bleiben Sie dran. In meinen Augen ist Aktivität statt Passivität für die eigenen Bedürfnisse entscheidend für den Genesungsprozess. Ich betrachte die manuelle Therapie als Teil eines Gesamtkonzepts. Zusätzlich bieten Ihnen folgende Behandlungen hervorragende Begleiter für den Genesungsprozess Ihres Halses und Rückens:

Vielen Dank für das interessante Gespräch, Frau Dr. Schaefer.

Jederzeit gern.
Wirbelsäulenexperte Frankfurta

Über den Autor: Dr. Teresa Schaefer

Dr. Teresa Schaefer ist Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie und seit 2024 in der Privatpraxis Remy-Ebner in Frankfurt am Main tätig. Nach ihrem Medizinstudium an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main arbeitete sie in der Hochtaunus-Klinik in Bad Homburg, im Hochwaldkrankenhaus in Bad Nauheim und in einer orthopädischen Praxis in Bad Vilbel. Dr. Schaefer promovierte 2017. Sie verfügt über die Zusatzweiterbildung Akupunktur und Zusatzweiterbildungen in Notfallmedizin, Chirotherapie und Röntgendiagnostik Skelett. Frau Dr. Schaefer verfolgt den gesamtheitlichen Ansatz der Privatpraxis in Frankfurt Sachsenhausen.

Dr. Marc Ebner