Experteninterview mit Dr. med. Marc Ebner und Dr. med. Michael Maurer zum Thema „Wirbelsäuleninfiltration“
Als Patient mit chronischen Rückenschmerzen werde ich in der Privatpraxis Remy Ebner in Frankfurt betreut. Für das folgende Fachgespräch bezieht Dr. Ebner den Facharzt für Radiologie und Wirbelsäuleninfiltrationen, Dr. med. Michael Maurer, beratend ein. Im Fokus steht die Wirbelsäuleninfiltration – eine minimalinvasive Methode zur Behandlung von Rückenschmerzen und Nervenwurzelreizungen. Die beiden geben Einblicke in die Einsatzmöglichkeiten, den Ablauf und die Vorteile dieser gezielten Therapie, die für viele Patientinnen und Patienten eine wirkungsvolle Alternative zum chirurgischen Eingriff darstellen kann.
Friedrich Lammers (Patient)
Schön, dass Sie sich beide Zeit für unser Gespräch nehmen. Zunächst einmal ganz allgemein: Was versteht man unter einer Wirbelsäuleninfiltration, Herr Dr. Maurer?
Bei einer Wirbelsäuleninfiltration spritzen wir schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente direkt an die Stelle an der Wirbelsäule, wo die Ursache des Schmerzes liegt. Wir setzen diese Therapie sowohl bei akuten als auch bei chronischen Rückenschmerzen ein. Das Ganze erfolgt minimalinvasiv. Will heißen, eine Operation ist nicht notwendig. Mit einer sehr feinen Nadel bringen wir die Medikamente ohne Umwege dorthin, wo sie direkt wirken. In der Regel ist dieser Eingriff nur wenig schmerzhaft.
Und welche Beschwerden behandelt man Sie in der Regel mit einer Wirbelsäuleninfiltration, Herr Dr. Ebner?
Bandscheibenvorfälle, d.h. wenn die Bandscheibe auf einen Nerv drückt, sind klassische Beispiele, bei denen die Wirbelsäuleninfiltration zum Einsatz kommt. Aber auch bei Arthrose der kleinen Wirbelgelenke – wir nennen das Facettengelenkarthrose – oder bei Reizungen der Nervenwurzeln (z.B. beim Ischiasschmerz) kann eine Wirbelsäuleninfiltration helfen. Und auch bei der Spinalkanalstenose, also der Verengung des Wirbelkanals, durch den das Rückenmark läuft, führt man diese Therapieform durch.
Werden wir konkreter. Wie genau läuft Wirbelsäuleninfiltration ab, Herr Dr. Maurer?
Zunächst erfolgt eine ausführliche Befragung und Bewertung der bisherigen Befunde sowie der Vorgeschichte durch den behandelnden Orthopäden Dr. Ebner. Während der Wirbelsäuleninfiltration selbst liegen Sie auf dem Bauch oder auf der Seite. Wir desinfizieren Ihre Haut gründlich und betäuben Sie lokal.
Unter ständiger Bildschirmkontrolle führen wir eine sehr dünne Nadel genau an die schmerzauslösende Stelle und spritzen die Medikamente. Dieser Eingriff dauert nicht länger als eine halbe Stunde, während der Sie wach bleiben. Nach der Wirbelsäuleninfiltration behalten wir Sie für mindestens weitere 30min. unter Beobachtung. In der Regel können Sie danach nach Hause gehen. Allerdings sollten Sie am Eingriffstag kein Auto mehr fahren. Die Nachsorge und weitere Kontrollen erfolgen bei Herrn Dr. Ebner in seiner Privatpraxis.
Und welche Wirkstoffe werden bei der Wirbelsäuleninfiltration gespritzt?
Wir spritzen 2 Wirkstoffe, ein Lokaltanästhetikum (Betäubungsmittel) und ein Kortisonspräparat. Zunächst schaltet das Lokalanästhetikum Ihren Nerv kurzzeitig aus, so dass der Schmerz direkt gelindert wird. Das Kortisonpräparat hemmt mögliche Entzündungen. Es wirkt genau dort, wo der Schmerz entsteht, also ideal bei gereizten Nerven oder entzündeten Gelenken.
Ich habe gehört, dass es verschiedene Arten der Wirbelsäuleninfiltration gibt? Ist das richtig, Herr Dr. Ebner?
Ja, es gibt tatsächlich verschiedene Arten der Wirbelsäuleninfiltration. Es kommt immer darauf an, wo das Problem sitzt. Bei Arthrose in den kleinen Wirbelgelenken, den sogenannten Facettengelenken, wird eine Facettengelenkinfiltration gemacht. Das heißt, man spritzt direkt in diese winzigen Gelenke.
Bei tiefsitzenden Kreuzschmerzen, die vom sogenannten Sakroiliakalgelenk (Kreuz-Darmbein-Gelenk) ausgehen, ist die Sakroiliakalgelenk-Infiltration das Mittel der Wahl. Und wenn ein Nerv, zum Beispiel beim Ischias, gereizt ist, spritzt man direkt an die Nervenwurzel. Dieser Eingriff wird Nervenwurzelinfiltration genannt. Sie sehen also, die Behandlung wird immer auf das individuelle Beschwerdebild unserer Patienten abgestimmt.
Interessant. Nun gibt es ja verschiedene Therapiemöglichkeiten bei Rückenbeschwerden. Was sind die Vorteile genau dieser Behandlungsmethode?
Der größte Vorteil dieser Behandlungsmethode liegt darin, dass wir eine Operation vermeiden. Außerdem werden Ihre Schmerzen meist schnell und gezielt gelindert. Die Medikamente nehmen keinen Umweg, sondern wirken genau dort, wo gespritzt wird. Deshalb reicht oft schon eine viel kleinere Menge aus als bei Tabletten, die im ganzen Körper verteilt werden. Tatsächlich kann die Wirbelsäuleninfiltration auch einer genauen Diagnose dienen. Denn wenn der Schmerz nach dem „Ausschalten“ des Nervs weg ist, können wir uns sicher sein, dass dieser Nerv tatsächlich die Schmerzursache war.
Es gibt doch sicher Risiken oder Nebenwirkungen bei diesem Eingriff?
Es kann sein, dass Ihre Gliedmaßen kurzfristig „einschlafen“ oder die Einstichstelle etwas schmerzt. Deshalb sollten Sie nach dem Eingriff nicht Auto fahren. In sehr seltenen Fällen kann es zu Infektionen oder allergischen Reaktionen kommen, zum Beispiel weil Sie auf das Kortison oder das Betäubungsmittel allergisch reagieren. Schwerwiegende Komplikationen sind aber selten. Sie sehen, die Risiken und Nebenwirkungen bleiben überschaubar. Selbstverständlich sprechen wir vorab immer ausführlich über all Ihre Fragen und Ängste.
Und danach? Was sollte ich als Patient nach der Wirbelsäuleninfiltration beachten, Herr Dr. Maurer?
Wie gesagt, das Auto sollten Sie am Eingriffstag stehen lassen. Halten Sie die Einstichstelle sauber und steril, denn eine kleine Wunde ist das ja schon. Verzichten Sie am besten für die nächsten Tage auf Sport oder starke Belastungen. Wir stimmen immer in Ihrem persönlichen Fall ab, für wie lange. In der Regel reicht es jedoch, etwa eine Woche lang kürzer zu treten.
Wie schnell setzt die Wirkung nach einer Wirbelsäuleninfiltration ein?
Das hängt ein bisschen davon ab, welche Wirkstoffe verwendet wurden. So wirkt das Betäubungsmittel meist sofort oder innerhalb einiger Stunden. Das Kortison zur Entzündungshemmung braucht etwas länger, aber binnen 1-2 Tagen werden Sie die volle Wirkung spüren. Natürlich reagiert jeder Rückenschmerz-Patient anders. Die gute Nachricht lautet jedoch: etwa 8 von 10 Patienten berichten von einer deutlichen Besserung. Das ist eine sehr vielversprechende Zahl.
Und wie lange hält die Wirkung in der Regel an?
Auch das hängt von Ihrem persönlichen Beschwerdebild und Ihrem Körper ab. Tatsächlich kann die Schmerzlinderung im besten Fall einige Wochen oder sogar mehrere Monate anhalten. Sie als chronischer Rückenschmerz-Patient, Herr Lammers, sollten die Wirbelsäuleninfiltration wiederholt vornehmen lassen. Im Idealfall sind das 1-3 Eingriffe im Abstand von 1-2 Wochen. Den individuellen Bedarf und zeitlichen Ablauf stimmen wir immer eng mit Ihnen als Patienten ab.
Gibt es auch Patienten, für die die Wirbelsäuleninfiltration ungeeignet ist, Herr Dr. Ebner?
Ja, leider ist die Wirbelsäuleninfiltration nicht bei jedem Patienten möglich. So können wir den Eingriff nicht vornehmen, wenn an der geplanten Einstichstelle eine akute Infektion besteht. Auch bei schweren Blutgerinnungsstörungen, Allergien gegen die Medikamente oder bei schweren Herz-Kreislauf- oder neurologischen Erkrankungen können wir in der Regel keine Wirbelsäuleninfiltration vornehmen. Auch wenn Patienten einen Tumor haben oder bestimmte Wirbelsäulendefekte vorliegen, geht es leider nicht. Schlussendlich entscheide ich als behandelnder Arzt aber immer im Einzelfall. Es ist nicht auszuschließen, dass eine Wirbelsäuleninfiltration zu einem späteren Zeitpunkt noch möglich ist.
Übernimmt meine Krankenkasse die Kosten für eine Wirbelsäuleninfiltration?
Ja, private Krankenkassen übernehmen Ihre Infiltrationen meist vollständig.
Wie schnell bekomme ich einen Termin für eine Wirbelsäuleninfiltration in Ihrer Frankfurter Privatpraxis, Herr Dr. Maurer?
Normalerweise bekommen Sie binnen einer Woche einen Termin bei mir, meist sogar schneller. Unsere Privatpraxis ist in wenigen Minuten von der Privatpraxis Remy Ebner zu erreichen (200m Fußweg).
Vielen Dank für das interessante Gespräch an Sie beide.
Sehr gern.

Über den Autor: Dr. Marc Ebner
Dr. med. Marc Ebner leitet als erfahrener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie seit 2021 eine erfolgreiche Privatpraxis in Frankfurt mit seiner Frau Dr. med. Talea Ebner. Seine fundierte Ausbildung absolvierte er an der Universitätsklinik Frankfurt und der Hochtaunus Klinik in Bad Homburg. Dr. Ebner spezialisiert sich auf Orthopädie und Unfallchirurgie unter Einbezug innovativer Behandlungsmethoden, darunter Akupunktur und Stoßwellentherapie.
Bei ihm steht eine individuelle Patientenbetreuung im Zentrum seiner Arbeit. In seiner Frankfurter Privatpraxis kombiniert er modernste Medizintechnik mit einer patientenorientierten Versorgung, um den Beschränkungen der Kassenmedizin entgegenzuwirken und seinen Patienten eine optimierte, persönliche Behandlung zu bieten.

Über den Autor: Dr. med. Michael Maurer
Dr. med. Michael Maurer ist Facharzt für Radiologie und spezialisiert auf muskuloskelettale Diagnostik sowie bildgesteuerte Schmerztherapie wie die Wirbelsäuleninfiltration.
