Experteninterview mit Dr. med. Marc Ebner zur Infusionstherapie bei einem Bandscheibenvorfall
Es gibt zahlreiche Menschen, die – wie ich – einen Bandscheibenvorfall haben, und auf eine Operation verzichten möchten. Ich habe mit Dr. med. Marc Ebner, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, in seiner Privatpraxis in Frankfurt Sachsenhausen über die Infusionstherapie nach einem Bandscheibenvorfall gesprochen. Er erklärt uns die Vorteile dieser nicht-invasiven Therapieform innerhalb seines gesamtheitlichen Behandlungsansatzes und wie sie zur Schmerzlinderung und Heilung beitragen kann.
Emilia Kronenberg (Patientin)
Herr Dr. Ebner, könnten Sie uns bitte erklären, was ein Bandscheibenvorfall ist mit welchen Symptomen er einhergeht?
Von einem Bandscheibenvorfall spricht man, wenn der weiche Kern einer Bandscheibe aufgrund eines Risses im äußeren Faserring herausgedrückt wird. Der Druck auf Nerven, die in der Nähe liegen, kann sowohl Schmerzen als auch Taubheitsgefühle oder Lähmungen hervorrufen. Bandscheibenvorfälle können überall an der Wirbelsäule auftreten, besonders häufig jedoch sind die Hals- und Lendenwirbelsäule betroffen.
Man unterscheidet 3 Stadien eines Bandscheibenvorfalls:
- Bei der Vorwölbung (Protrusion) wölbt sich der Gallerkern (Nucleus pulposus) nach außen. In diesem Stadium umschließen die äußeren Fasern des Faserrings den Gallertkern allerdings weiterhin. Diese Vorwölbung kann zwar auf die umliegenden Nerven drücken. Das Innere der Bandscheibe tritt aber in diesem Stadium noch nicht aus.
- Anders sieht das im Stadium des Prolapses (Vorfall) Nach dem Faserring-Riss treten zumindest Teile des Gallertkerns aus und können auf umliegende Nervenstrukturen oder das Rückenmark drücken.
- Im dritten und schmerzstärksten Stadium der Sequestration (Sequestrierter Bandscheibenvorfall) gelangt der Gallertkern nach vollständiger Ablösung von der Bandscheibe den Spinalkanal. Die Nerven können in dem Fall sehr stark komprimiert werden.
In den meisten Fällen ist ein Bandscheibenvorfall im Lendenbereich mit starken Rückenschmerzen und Ausstrahlungen in ein Bein oder auch beide Beine verbunden. Bei einem Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule strahlen die Schmerzen in einen Arm oder beide Arme aus.
Wie diagnostizieren Sie in Ihrer Praxis in Frankfurt Sachsenhausen einen Bandscheibenvorfall?
Wir führen neurologische Untersuchungen durch, bei denen wir die Muskelkraft messen und überprüfen, ob es Auffälligkeiten bei Nervenreaktionen gibt, z.B. abgeschwächte Reflexe. Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall vergeben wir einen zügigen Termin zum MRT bei nexmed, der Frankfurter Radiologie. Mit dem Ergebnis haben wir die Möglichkeit, sehr viel genauer auf die internen Muskel-, Wirbel- und Nervenstrukturen zu schauen als beim Röntgen.
Können Sie die Infusionstherapie beschreiben?
Gern. Unsere Infusionstherapie ist Teil unseres gesamtheitlichen Ansatzes einer konservativen Therapie. Eine Operation empfehlen wir nur im absoluten Notfall, d.h. wenn beispielsweise die Blasen- und Darmfunktion des Patienten komplett aussetzt (also die Muskelaktivität derart geschwächt ist, dass er keinen Urin oder Stuhl mehr halten kann). Ansonsten ist – nach einer umfassenden Diagnose und dem individuellen MRT-Befund – die Infusionstherapie das Mittel der Wahl bei einem Bandscheibenvorfall.
Dabei werden dem Patienten über mehrere Tage Infusionen verabreicht, die sowohl Schmerzmittel, entzündungshemmende Substanzen sowie Muskelrelaxantien beinhalten. Ein wesentlicher Vorteil der Infusionstherapie liegt in der schnellen und zielgerichteten Wirkung. Bereits nach wenigen Tagen spüren unsere Bandscheibenvorfall-Patienten Erleichterung. Des Weiteren umgehen wir mit dieser Infusion den Magen-Darm-Trakt. Das ist verträglicher und erhöht die Wirkung der Medikamente.
Eine Infusionssitzung dauert nicht länger als 15-30min. Insgesamt setzen wir 3-5 Infusionen an. Es kommt immer auf die Schwere der Symptome und den jeweiligen Bandscheibenvorfall an. Weiterhin haben wir die Möglichkeit, mit gezielten Injektionen an den betroffenen Nerven oder Bandscheiben die Schmerzen weiter zu lindern.
Welche sind die Infusionssubstanzen und wie wirken sie bei einem Bandscheibenvorfall?
Neben Schmerzmitteln, entzündungshemmenden Substanzen und Muskelrelaxantien enthält die Infusion Vitalstoffe (Mikro-Nährstoffe) sowie homöopathische Mittel bzw. Pflanzen-Heilstoffe:
- Vitamine
- Mineralstoffe
- Spurenelemente
- lebensnotwendige Fettsäuren
- lebensnotwendige Aminosäuren
- sekundäre Pflanzenstoffe.
Kann man die Infusionstherapie bei jeder Art von Bandscheibenvorfall anwenden?
Ja, unsere Infusionstherapie wenden wir bei jedweder Art von (Rücken-)schmerzen an, je nach MRT-Befund. Es ist wichtig, dass unsere Patienten ihre Infusionstherapie als Teil eines Gesamtheitskonzepts betrachten. Dazu gehört neben der Infusionstherapie die regelmäßige Kontrolle durch uns als Orthopäden, aber auch das eigene „Zuarbeiten“ mit einer angemessenen Physiotherapie und der Durchführung spezieller körperlicher Übungen. Wir beginnen gemeinsam – wenn der Schmerz nachgelassen hat – die Muskulatur aufzubauen und die Nerven zu stärken. Der Trainingsplan ist also ein wichtiger Baustein in unserem Therapieplan.
Grundsätzlich gilt: Je weniger Druck auf den Bandscheiben liegt, desto schmerzfreier fühlt sich der Patient. Neben sportlichen Übungen bekommen unsere Bandscheiben-Patienten außerdem Tipps und Tricks für den Alltag, z.B. Informationen zu höhenverstellbaren Schreibtischen oder ergonomischen Stühlen.
Nun etwas zum Ablauf: Wie kann ich mir eine Infusionstherapie-Sitzung in Ihrer Privatpraxis in Frankfurt Sachsenhausen vorstellen?
Zunächst einmal machen Sie einen Termin in unserer Privatpraxis in Frankfurt Sachsenhausen aus. Hier erstellen wir Ihre Diagnose, überweisen Sie für Ihr MRT zügig an nexmed und legen danach Ihren Therapieplan fest. Normalerweise kommen Bandscheiben-Patienten 5-10x für Ihre Infusionssitzung in unsere Praxis, je nach Schwere des Bandscheibenvorfalls. Jede Sitzung dauert nicht länger als 15-30min. Die Infusion erfolgt intravenös und unter strenger ärztlicher Kontrolle. Danach bleiben die Patienten noch ein wenig bei uns, damit wir sehen, ob sie die Infusion gut vertragen (was meist der Fall ist).
Am besten vereinbaren Sie am Morgen einen Termin, weil ein Teil der Infusion aus Kortison besteht. Kortison arbeitet mit der Nebenniere zusammen. Und diese schüttet in den ersten Stunden des Tages Kortison aus.
Gibt es Nebenwirkungen oder Risiken bei der Infusionstherapie?
Nebenwirkungen und Risiken bei einer Infusionstherapie halten sich sehr in Grenzen. In wenigen Fällen kann es vorkommen, dass sich der Blutdruck beim Patienten erhöht. Einige wenige Patienten berichten von leichten Problemen beim Einschlafen.
Wie lange dauert es, bis sich eine Verbesserung meines Zustands einstellt?
Tatsächlich ist das von Patienten zu Patienten unterschiedlich. Die erste Schmerzlinderung folgt normalerweise bereits nach der ersten Infusion. Eine grundsätzliche Verbesserung stellt sich während der nächsten Infusionsbehandlungstage ein. Die meisten Patienten fühlen sich nach 2 bis 5 Infusionen schmerzfrei oder so gut wie schmerzfrei. Maximal kann es bis zu 10 Sitzungen dauern, bis sich eine Verbesserung eingestellt hat.
In welchen Fällen würden Sie trotz der Möglichkeiten der Infusionstherapie eine operative Behandlung in Betracht ziehen?
Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Ärzten sehen wir von einer Operation ab, sondern versuchen zuerst, alle Möglichkeiten innerhalb der konservativen Behandlungsmethoden für unsere Bandscheiben-Patienten auszuschöpfen.
In akuten oder besonderen Fällen ziehen wir eine operative Behandlung in Betracht – z.B., wenn der Patient keinen Urin oder Stuhl mehr halten kann, oder die Infusionstherapie selbst nach 10 Sitzungen keinerlei Verbesserung gebracht hat. Das kommt allerdings äußerst selten vor.
Wie sieht es mit den langfristigen Erfolgsaussichten aus? Schützt eine Infusionstherapie vor dem nächsten Bandscheibenvorfall?
Ja, die Infusionstherapie kann im Idealfall vor dem nächsten Bandscheibenvorfall schützen, weil sich der Nerv damit in Ruhe regenerieren kann. Es ist jedoch sehr wichtig, die Infusionen nicht als alleinige Therapiemethode zu betrachten. Eine professionelle Physiotherapie, ständige orthopädische Kontrollen und vor allem die Mitarbeit des Patienten beim Sport- und Bewegungsplan helfen, dem nächsten Bandscheibenvorfall vorzubeugen.
Welche Präventivmaßnahmen empfehlen Sie, damit es nicht zu einem Bandscheibenvorfall kommt?
Ich halte viel davon, Präventivmaßnahmen nicht nur punktuell, sondern gezielt in den eigenen Alltag zu integrieren. Wenn jemand viel Schreibtischarbeit hat, sollte er sich um einen höhenverstellbaren Tisch und einen ergonomischen Stuhl kümmern. Außerdem ist es wichtig, auf das eigene Gewicht zu achten. Wir empfehlen eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Sie müssen sich vorstellen, dass jedes Kilogramm zu viel eine erhöhte Anstrengung für Ihre Wirbelsäule bedeutet.
Außerdem ist Sport wichtig für die Stärkung und Bewegung des Muskelapparates, aber es sollte der richtige sein. Ein Patient mit einem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule sollte beispielsweise auf Brustschwimmen verzichten. Grundsätzlich gilt bei Bandscheibenvorfällen, Sport mit hohen Erschütterungen wie beispielsweise Mountainbiken oder Skifahren zu vermeiden. Oder aber die Muskeln müssen sehr, sehr gut für diese Sportarten trainiert sein. Am besten sprechen Sie mit uns. Wir beraten Sie gern bei Ihrem persönlichen Fall.
Herr Dr. Ebner, vielen Dank für Ihre Zeit und das interessante Interview.
Über den Autor: Dr. Marc Ebner
Dr. med. Marc Ebner leitet als erfahrener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie seit 2021 eine erfolgreiche Privatpraxis in Frankfurt mit seiner Frau Dr. med. Talea Ebner. Seine fundierte Ausbildung absolvierte er an der Universitätsklinik Frankfurt und der Hochtaunus Klinik in Bad Homburg. Dr. Ebner spezialisiert sich auf Orthopädie und Unfallchirurgie unter Einbezug innovativer Behandlungsmethoden, darunter Akupunktur und Stoßwellentherapie.
Bei ihm steht eine individuelle Patientenbetreuung im Zentrum seiner Arbeit. In seiner Frankfurter Privatpraxis kombiniert er modernste Medizintechnik mit einer patientenorientierten Versorgung, um den Beschränkungen der Kassenmedizin entgegenzuwirken und seinen Patienten eine optimierte, persönliche Behandlung zu bieten.