Experteninterview mit Frau Dr. Schaefer zum Thema „Sportverletzungen“
Mit Frau Dr. Teresa Schaefer, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie, spreche ich über das Thema „Sportverletzungen“. Frau Dr. Schaefer weiß, wie man akute und chronische Sportverletzungen therapieren kann. Sie betreut sowohl Profisportler als auch Breitensportler wie mich als Fußballer. Wenn auch Sie eine Sportverletzung plagt, sind Frau Dr. Schaefers Einsichten darüber, wie Sportverletzungen entstehen und wie man sie therapieren und langfristig vorbeugen kann, interessant für Sie.
David Sprenger (Patient)
Welche sind die häufigsten Sportverletzungen, die Sie in Ihrer Praxis behandeln?
Muskel-, Sehnen-, Bänder-, Knochen- und Gelenksverletzungen gehören zu den häufigsten Sportverletzungen bei uns in der Privatpraxis in Frankfurt.
Wenn es um Muskeln geht, behandeln wir oft überdehnte Muskelfasern, die durch plötzliche Bewegungen, beispielsweise Sprints, entstehen. Muskelrisse, also ein teilweises oder vollständiges Reißen der Muskelfasern kommen häufig in Oberschenkeln, Waden oder im Bizeps vor. Aber auch Muskelfaserrisse, also kleinere, aber schmerzhafte Risse, haben ihren Ursprung häufig in Überlastungen.
Verstauchungen (Distorsionen) treten meist am Sprunggelenk durch Umknicken auf, genau wie Bänderrisse, die oft auch ein Problem des Kreuzbands am Knie sind. Bänderrisse entstehen in den meisten Fällen durch abrupte Drehungen. Tennisspieler oder Golfer kommen oft mit einer Sehnenentzündung (Tendinitis) durch Überbeanspruchung zu uns.
Patienten mit Knochenbrüchen sind in der Regel Ski- oder Radfahrer, die gestürzt oder kollidiert sind. Langstreckenläufer dagegen haben meist mit kleinen Rissen durch wiederholte Belastungen im Schienbein und Mittelfußknochen (Stressfrakturen) zu tun.
Ausgerenkte Schultern, Ellenbogen oder Finger gelten zu den häufigsten Sturzfolgen, die in zahlreichen Sportarten vorkommen können. Meniskusverletzungen stellen wir vor allem bei Fußballern fest, denn sie drehen und belasten ihre Gelenke überdurchschnittlich oft. Gelenksentzündungen treten bei Sportarten mit vielen Wiederholungen auf, beispielsweise bei Schwimmern.
All diese Sportverletzungen behandeln wir bei uns in der Privatpraxis.
Und Unterschiede gibt es sicher auch bei der Art der Sportverletzung – je nach Sport, oder? Manche sind sicher risikobehafteter als andere?
Richtig. Einige Sportarten sind mit einem erhöhten Verletzungsrisiko verbunden. Vor allem, wenn plötzliche Richtungswechsel, viel Körperkontakt oder hohe Belastungen im Spiel sind, verletzen sich Sportler oft. Basketballer und Fußballer zählen dabei zu den risikoreichsten Sportarten, denn die Belastung für Knie und Sprunggelenke ist sehr hoch. Auch im Handball gibt es ein erhöhtes Verletzungsvorkommen aufgrund der Kombination an schnellen Bewegungen. In diesen 3 Sportarten finden zum Teil harte Zweikämpfe statt und es wird viel gesprungen. Wer sich dafür interessiert, schaut gern einmal hier vorbei. Die Übersicht zeigt, dass 63,7% der Verletzungen bei Basketballern die Beine betreffen, vor allem Knie (18%) und Sprunggelenke (22%).
Ski- und Snowboardfahrer setzen sich hohen Geschwindigkeiten aus. In diesen Sportarten steigt das Sturzrisiko, was meist Knie- oder Schulterverletzungen zur Folge hat. (Marathon-)Läufer belasten ihre Beine überdurchschnittlich viel und lange. Wer sich ungenügend auf seine Läufe vorbereitet oder falsche Schuhe trägt, kann sich ernsthaft verletzen. Und auch Turner verletzen sich überdurchschnittlich oft durch Fehltritte oder Stürze.
Kommen denn mehr Profisportler oder mehr Breitensportler, so wie ich mit meiner Knieverletzung vom Fußball, zu Ihnen in die Praxis?
Woher weiß ich, wann meine Sportverletzung eine professionelle Behandlung braucht und wann es sich einfach um ein Überlastungssymptom handelt?
Wenn Sie unter sehr starken Schmerzen leiden, d.h. ein stechender oder nicht nachlassender Schmerz direkt nach der Verletzung eintritt, könnte ein Knochenbruch oder eine Sehnen- bzw. Bänderverletzung vorliegen. In dem Fall sollten Sie dringend einen Arzt aufsuchen.
Haben Sie starke Schwellungen oder schlimme Blutergüsse, sollte ein Arzt Sie auf mögliche Verstauchungen, Zerrungen, Fehlstellungen oder Frakturen untersuchen. Auch, wenn Sie Ihr verletztes Gelenk, den Arm oder das Bein nicht mehr bewegen können, ist ein Praxisbesuch unabdingbar. Sofortige ärztliche Hilfe ist außerdem bei instabilen Gelenken wichtig. Sie erkennen es daran, dass Sie das Gefühl haben, Ihr Gelenk knickt Ihnen „weg“.
Es gibt auch Gründe, einige Zeit nach der Verletzung zum Arzt zu gehen, vor allem dann, wenn Ihre Schmerzen trotz Ruhe, Kühlung oder Hochlagern nach mehreren Tage nicht abklingen oder sogar schlimmer werden. Hier sollte ein Arzt Sie auf mögliche Entzündungen oder chronische Verletzungen untersuchen.
Auch Taubheit und Kribbeln müssen nicht immer ärztlich behandelt werden, können aber Hinweise auf Nervenschäden oder schwerwiegende (äußerlich nicht sichtbare) Verletzungen sein. Wer aus großer Höhe oder bei hoher Geschwindigkeit stürzt, sollte sich von einem Unfallchirurgen oder Orthopäden untersuchen lassen.
Können Sie Ihr verletztes Gelenk nicht belasten? Haben Sie das Gefühl, ein Band oder eine Sehne ist gezerrt oder sogar gerissen? Auch in diesen Fällen sollten Sie Ihren Arzt eine Diagnose stellen lassen.
Wie diagnostizieren Sie die unterschiedlichen Sportverletzungen in der Frankfurter Privatpraxis?
Die Diagnose einer Sportverletzung erfolgt bei uns in mehreren Schritten. Dazu gehören eine genaue Anamnese, eine körperliche Untersuchung und die Nutzung bildgebender Verfahren.
Die Anamnese ist eine Befragung zum Unfallhergang und den Krankheitssymptomen. Wir fragen beispielsweise, wann die Verletzung passiert ist (akut oder schleichend) und wie sie entstanden ist. Das kann durch einen Sturz oder eine plötzliche Bewegung passiert sein, aber auch durch Überbelastung oder durch Kontakt mit anderen Personen (z.B. Zusammenprall). Weiterhin fragen wir ab, welche spezifischen Symptome auftreten. Meist handelt es sich um Schmerzen, Schwellungen, Blutergüsse oder Probleme im Bewegungsablauf. Außerdem fragen wir Vorerkrankungen oder frühere Verletzungen an der betroffenen Stelle ab.
Während der körperlichen Untersuchung schauen wir uns die Schwellungen, Blutergüsse, Deformitäten oder Rötungen genauer an. Die betroffene Stelle wird abgetastet, so dass wir die genauen Schmerzpunkte, mögliche Frakturen oder Bänder-Überdehnungen erkennen können. Mit spezifischen Tests überprüfen wir die Beweglichkeit beziehungsweise Bewegungseinschränkung der betroffenen Gelenke. Dazu gehören unter anderem Funktionstests, die der Überprüfung der Bänder, Sehnen und Muskeln dienen (z.B. Kreuzband-Knie-Tests oder Schultergelenk-Tests).
Schlussendlich nutzen wir (oder unsere Kollegen aus der Radiologie) bildgebende Verfahren, vor allem dann, wenn die klinische Untersuchung unklar ist oder wir schwerwiegende Verletzungen vermuten. Mit Röntgenaufnahmen identifizieren wir Knochenbrüche oder Gelenksverletzungen. Weichteile, Sehnen, Bänder und Muskeln, aber auch Blutergüsse und Entzündungen, werden vor allem mit der Ultraschall-Methode untersucht. Liegt ein Verdacht auf Bänderriss, Knorpelverletzung oder eine schwer erkennbare Weichteilverletzung vor (z.B. Muskelriss oder Bandscheibenproblem), schicken wir unsere Patienten zum MRT (Magnetresonanztomographie). Für eine sehr genaue 3D-Darstellung von Knochenstrukturen und Frakturen sorgt ein CT-Scan.
In meiner Arbeit ist es sehr wichtig abzuklären, ob die Symptome tatsächlich auf eine Sportverletzung zurückzuführen sind oder ob eine andere Ursache vorliegt. Es gibt Sportverletzungen, z.B. Bänderrisse, Verstauchungen oder Frakturen, die ähnliche Symptome wie Muskelverspannungen oder Überlastungsschäden aufweisen. Hierbei hilft der Vergleich der Symptome mit typischen Krankheitsbildern und manchmal auch eine genaue Verlaufskontrolle, um eine falsche Diagnose auszuschließen.
Bei besonders komplexen Fällen oder chronischen Verletzungen setzen wir auf zusätzliche Tests. Bei Verdacht auf eine entzündliche Erkrankung, Infektionen oder rheumatische Erkrankungen nutzen wir Labortests (z.B. Blutuntersuchungen). Bei Sportlern, die ihre Leistungsfähigkeit wiederherstellen müssen, ist eine funktionelle Untersuchung (z.B. Laufbandanalyse oder Fußdruckmessung) möglich. Damit analysieren wir präzise die Bewegungsabläufe des Patienten. Wer sich mehr für dieses Thema interessiert, kann gern einmal hier vorbeischauen:
https://praxisremyebner.de/orthopaedie-unfallchirurgie/elektromyographie/
https://praxisremyebner.de/orthopaedie-unfallchirurgie/3d-wirbelsaeulenvermessung/
Nun steht die Privatpraxis Remy Ebner ja für konservative Behandlungsmethoden. Welche kommen denn da bei Sportverletzungen in Betracht?
Bei Sportverletzungen gilt häufig die sogenannte PECH-Regel. PECH steht für „Pause, Eis, Kompression und Hochlagerung“. Sie sollte direkt nach der Verletzung angewandt werden, damit sich die Schwellungen und Schmerzen in Grenzen halten. Außerdem brauchen Sie bei einer mittleren bis schweren Sportverletzung eine professionelle Physiotherapie, damit sich Mobilität, Muskelkraft und Beweglichkeit wieder normalisieren.
Bei Blockaden oder Fehlstellungen erhalten Sie eine manuelle Therapie von mir. Wenn Sie unter akuten Beschwerden leiden, setzen wir Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente ein (z.B. NSAR), entweder oral oder intravenös. Vor allem bei Gelenkverletzungen stabilisieren wir den verletzten Körperbereich mit Bandagen oder Orthesen. Darüber hinaus fördern die Stoßwellentherapie und die Ultraschalltherapie die Durchblutung, die Ausschüttung von antiinflammatorischen Mediatoren und die Heilung. Zur Beschleunigung des Heilungsprozesses setzen wir außerdem auf die intraartikuläre Gabe von Hyaluronsäure oder regenerative Therapien der Sehnen.
Wer sich einen Überblick über die Leistungen in der Privatpraxis verschaffen möchte, schaut gern hier vorbei:
Bevor es überhaupt so weit kommt: Wie kann man das Risiko von Sportverletzungen minimieren, vor allem nach einer längeren Pause?
Indem Sie schrittweise vorgehen, anstatt wieder 100% Vollgas ab Tag 1 zu geben. Bereiten Sie sich gründlich auf Ihre Sportart vor. Dazu gehört ein gezieltes Schritt-für-Schritt-Training in Bezug auf Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit. Mit einer vergleichenden EMG-Untersuchung behalten wir Ihren Fortschritt im Blick. Lassen Sie sich im Idealfall physiotherapeutisch begleiten.
Achten Sie darauf, sich strukturiert aufzuwärmen. So bereiten Sie Ihre Muskeln, Sehnen und Gelenke optimal auf die bevorstehenden Belastungen vor. Außerdem geben wir allen Sportverletzten einen gut gemeinten Rat mit auf den Weg: Setzen Sie sich Ziele, aber bitte realistische. Vermeiden Sie Überbelastungen, indem Sie die Intensität und die Dauer Ihrer Übungen zunächst herabsetzen. Regelmäßige Pausen helfen bei der Erholung. Auch so vermeiden Sie Überbelastungen.
Sollten Ihre Schmerzen wieder und wieder auftreten, trainieren Sie nicht auf diesem Niveau weiter, sondern reduzieren Sie Ihre sportlichen Einheiten – in Intensität und Länge. Letztlich verringern Sie mit einem evidenzbasierten Training das Verletzungsrisiko und können bald schon wieder Ihrem Lieblingssport nachgehen. Laut einer 2023 veröffentlichten Studie sind strukturierte Präventionsprogramme, kombiniert mit Aufwärmübungen und Progressionstraining, besonders effektiv bei Sportler nach Pausen.
Gehören auch Krafttraining und Dehnübungen dazu, einer erneuten Sportverletzung vorzubeugen?
Auf jeden Fall. Mit einem auf Sie abgestimmten Krafttraining stärken Sie nicht nur Ihre Muskeln, Sehnen und Bänder, sondern stabilisieren auch Ihre Gelenke. Gezielte Übungen schützen Ihren Körper vor Überbelastungen. Das Training der „Core“-Muskulatur steht dabei im Vordergrund, denn es zielt auf die Stabilisierung des gesamten Rumpfs ab.
Mit dynamischen Dehnübungen vor dem Sport verbessern Sie Ihre Beweglichkeit und beugen erneuten Muskelverletzungen vor. Eine Metaanalyse von 2022 belegt, dass dynamisches Dehnen vor dem Sport Verletzungen (z.B. Muskelfaserrisse) um bis zu 30 % reduzieren kann. Das ist einerseits mit zunehmendem Alter wichtig, andererseits in jeder Altersstufe, wenn man Sportarten mit schellen Bewegungswechseln ausübt. Dazu gehören beispielsweise Tennis, Squash und Ballspiele (z.B. Hand-, Basket- oder Fußball). Statisches Dehnen nach Ihren sportlichen Aktivitäten fördern die Regeneration. Mit kombinierten Bewegungsabläufen – je nach Sportart – unterstützen Sie Ihre Verletzungsprävention zusätzlich.
Was raten Sie Sportlern, die nach einer Verletzung wieder aktiv werden möchten?
Vielen Dank für das interessante Gespräch, Frau Dr. Schaefer.
Über den Autor: Dr. Teresa Schaefer
Dr. Teresa Schaefer ist Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie und seit 2024 in der Privatpraxis Remy-Ebner in Frankfurt am Main tätig. Nach ihrem Medizinstudium an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main arbeitete sie in der Hochtaunus-Klinik in Bad Homburg, im Hochwaldkrankenhaus in Bad Nauheim und in einer orthopädischen Praxis in Bad Vilbel. Dr. Schaefer promovierte 2017. Sie verfügt über die Zusatzweiterbildung Akupunktur und Zusatzweiterbildungen in Notfallmedizin, Chirotherapie und Röntgendiagnostik Skelett. Frau Dr. Schaefer verfolgt den gesamtheitlichen Ansatz der Privatpraxis in Frankfurt Sachsenhausen.